Wo bitte liegt denn Saspow ?
In der schönen Lausitz im Land Brandenburg, zwischen Berlin und Dresden, am Rande des Spreewaldes, liegt die Stadt Cottbus und im Norden von ihr Saspow.
Seit der Gemeindegebietsreform vom 01.07.1950 ist Saspow ein Stadtteil von Cottbus. Trotzdem ist der Ort noch eigenständig geblieben. Hier merkt man nicht viel von der Hektik der Stadt. Die ruhige Lage, die vielen netten Leute sind sicher auch ein Grund dafür, warum sich mancher Stadtmensch hier ein Häuschen baut.
Natürlich hat Saspow nicht nur Ruhe und Abgeschiedenheit zu bieten. Neben einigen kleineren handwerklichen Betrieben und Firmen gibt es auch verschiedene Vereine, die die vielen Bräuche, z.B. die Fastnacht oder das Hahnrupfen in Saspow weiter pflegen.
Im Folgenden haben wir einen kleinen Ausschnitt aus der Chronik von Saspow erstellt und möchten hier allen denen danken, die diese Chronik möglich gemacht haben !
Schon in der Epoche der Altsteinzeit vor 10000 bis 12000 Jahren gab es hier in der Gegend Jäger und Sammler, was Funde von Feuersteinsplitter bezeugen, welche als Abfall bei der Herstellung von Steinwaffen anfielen. 1978 gab es nordöstlich von Saspow einen Scherbenfund, wobei nicht geklärt ist, ob dort eine Siedlung oder ein Friedhof war. 1984 wurden südlich von Saspow bronzezeitliche Scherben gefunden, was als Beleg für die Anwesendheit von Menschen in der Gemarkung Saspow dient.
Seit 1136 gehört die Lausitz dem deutschen Staat an. Die erste urkundliche Erwähnung von Saspow geht auf das Jahr 1455 zurück. 2005 feierte Saspow deshalb seinen 550-jährigen Geburtstag. Sicher ist es noch älter, aber dafür wurden leider keine Belege gefunden.
Woher der Name Saspow kommt, lässt sich nur vermuten. Mögliche Deutungen sind z.B.:
> zasypas - verschütten, zuschütten; Aufschüttung
> zaspas - verschlafen
> Zaspane - Wollgras
Es gab auch verschieden Schreibweisen des Ortsnamens, z.B.:
> Saspe (19.07.1455 und 06.06.1464)
> Sasbowh (07.01.1518)
> Saspau 1738
Nach einem Krieg zwischen Brandenburg und Böhmen kam es am 05.06.1462 zu einer Einigung, nach welcher die Herrschaften "Kottbus" und Peitz dem Hause Brandenburg verbleiben. Dieser Zustand dauerte von 1462-1620 an.
Als der Kurfürst Friedrich II diese Herrschaften erwarb, gehörte auch die Ansiedlung "Saspe" dazu. Eine weitere Eintragung vom 06.06.1464 in Bezug auf das Dorf Saspow: "Wir Fr. belehnt seinen 1. getr. unsern molmeister zu Cotbus Caspar Strupitz und seine Erben mit 4 1/2 Hufen und 9 Gärten im Dorf zum Saspe und Hebungen in der mole, des marggrafen mole genannt, in unser herschaft zu Cotbus gelegen, zu rechtem Lehn. gegeben zu Cotbus mittwoch nach Corporis Christi a. d. etc. LXIIII"
In einem "Verzeichnis der im Cottbusischen Creiße uf seiten der Ritterschaft ausgeplünderten Dörfer" vom September 1635 ist für das Dorf Saspow angegeben:
> 14 Bauernhufen
> 20 Gärtner
davon sind wüst:
> 3 1/2 Bauernhufen
> 5 Gärtner
Hüfner waren Groß- bzw. Ganzbauern mit viel Land, Vieh und hatten Knechte und Mägde. Die Gärtner, oder auch Kossäthen genannt, verfügten über bedeutend weniger Land, besaßen auch wenig Großvieh und waren Familienbetriebe ohne fremde Arbeitskräfte. Büdner waren Kleinbauern mit wenig eigenem Land, aber in Besitz eines Hauses ("Bude").
Der Zustand des Dorfes kann als vergleichsweise hervorragend eingestuft werden. Von 34 Wohnstellen waren nur 6 Gärtner-Stellen nicht besetzt und wüst. Die Bauern hatten 22 Pferde und 210 Stück Vieh. Bemerkenswert ist, dass kein Handwerker aufgeführt war.
Eine eigene Kirche hat Saspow bis heute nicht. Die "Klosterkirche" in Cottbus wurde nach der Säkularisierung des Kirchenbesitz in Zusammenhang mit der Reformation Pfarrkirche für die umliegenden Ortschaften und somit auch für Saspow.
Einige Familien sind schon seit 350 Jahren in Saspow ansässig, wie z.B. die Namen "Gohr", "Smolcka" und "Psußkell" zeigen.
1718/19 sind für das Dorf Saspow 20 Bauern
> 7 mit je 1 Hufe
> 3 mit je 3/4 Hufe
> 9 mit je 1/2 Hufe
> 1 mit je 1/4 Hufe
und 1738 für das Dorf "Saspau" 16 Feuerstellen und 65 Seelen angegeben.
Auch für die Saspower dürfte der Schmuggel ein ständiges Thema gewesen sein. Eier, Speck oder andere Lebensmittel wurden am Körper versteckt getragen, um sie auf dem Markt in Cottbus zu verkaufen. Die Steuern fielen in wesentlichen Teilen erst 1875 weg.
In der statistisch-topografischen Beschreibung von 1809 wird für Saspow
> 1 Lehnschulze
> 3 Ganz-Bauern
> 13 Halbbauern
> 17 Kossäten
> 4 Büdner
> 3 Einlieger
angegeben. Das Dorf gehörte zu den Domänenämtern Cottbus und Peitz und war zur Klosterkirchengemeinde Cottbus eingemeindet. Der zu Cottbus gehörige Teil umfasste 15 Feuerstellen und 80 Menschen, der zu Peitz umfasste 21 Feuerstellen und 114 Menschen. 1834: Veräußerung der Peitzer Laßszinswiesen an Saspower Bauern. In einer Beschreibung aus dem Jahr 1861 wird für Saspow angegeben: "Eingepfarrt nach Cottbus; Schule; 52 Häuser; 271 Einwohner; Brücke über die Spree".
Am 21.02.1836 wurde Christian Schwjela geboren, eine bekannte Saspower Persönlichkeit. Er war der deutschen und wendischen Sprache mächtig. Außer seiner Tätigkeit im Schuldienst war er einer der Redakteure des "Bramborski Serbski Casnik" und schrieb auch für andere Zeitungen. Er starb am 26.01.1922 in Cottbus.
Um 1842 gab es bereits ein Schulgebäude mit Garten. Der Dorflehrer lebte von Spenden der Dorfbewohner bzw. dem Ertrag einer kleinen Landwirtschaft. Die Feldarbeit wurde von den Saspowern übernommen.
Im Sommer des Jahres 1896 wurde die Gründung einer Feuerwehr beschlossen, zumindest auf dem Papier. Seit Mai 1897 feiert man daher eher ein Stiftungsfest als den Gründungstag.
Eine spätere Erwerbsquelle für die Saspower war auch die Gewinnung von Grubenholz für den Braunkohlebergbau. Zurück kam man mit Kohle für den Eigenbedarf.
Zu Zeiten des 2. Weltkrieges wurden häufig Fremdarbeiter, hauptsächlich Ostpolen und Ukrainer, in der Landwirtschaft eingesetzt. Die Menschen wurden oft sehr gut behandelt, was der Obrigkeit mißfiel. Man drohte den Bauern mit Lagereinweisung oder alternativ und mit "freiwilliger" Meldung zur Wehrmacht.
Viele Saspower flüchteten vor der heranrückenden Sowjetarmee Richtung Berlin oder in den Spreewald, die anderen, vor allem die älteren, blieben. Am 23.04.1945 waren die Russen in Saspow. Man war erstaunt, mitten in Deutschland eine slawisch sprechende Bevölkerung anzutreffen.
Zwischen dem 10.05. und 15.11.1945 wurde die Gemeinde zum Durchgangslager für rückkehrende Zivilrussen, was für die Einheimischen nicht leicht war. Bei der allgemeinen Lebensmittelknappheit gab es Auflagen, die durch Kontrolleure überwacht wurden. Ausserdem wurden Vieh und Technik im Dorf zahlenmäßig erfasst.
Nach dem Krieg musste auch in Saspow eine Entnazifizierungskommission gebildet werden, welche die Personen zu melden hatten, die bestimmten Personenkreisen angehörten und sich während der Nazizeit z.B. für die NSDAP aktiv betätigt haben.
1961 kamen die LPG-Werber. Die Bauern sollten in den Genossenschaftsvertrag gedrängt werden. Die Saspower LPG hieß "LPG Nordstern". Man wies jedem Bauern eine bestimmte Anzahl von Vieh zu, was streng kontrolliert wurde. Trotzdem wurde viel schwarz gemästet und geschlachtet. 1966 kam die zentrale Trinkwasserversorgung nach Saspow.
Die Einwohnerzahl hat sich von 165 im Jahr 1783 auf 692 in 2006 mehr als vervierfacht. Für 1900 wird die Größe der Gemarkung mit 703 ha angegeben.
Seit dieser Zeit hat sich in Saspow immer wieder was verändert. Leider fehlen uns Informationen aus diesem Zeitraum. Wir bemühen uns, auch diese hier nachzutragen.
Um dem zunehmenden Interesse der Einwohner entgegen zu kommen, wurde die Sektion "Ortschronik" gegründet. In mühevoller Kleinarbeit und unter Mitwirkung vieler Personen ist das Buch " Saspow (Zaspy) - Eine Chronik" entstanden. Dort erfährt der Leser nicht nur was zur Geschichte von Saspow, sondern auch zur Kultur der Sorben (Wenden).